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Viele Mails unterstellen mir - da ich diesen Gründungsmythos der modernen Wissenschaft infrage stelle - theologische Voreingenommenheit und fordern einen ausführlicheren Nachweis, dass Kopernikus Modell nicht „theologisch verboten“ war. Dies ist keine neue Idee und schon lange stand der Dinge. Selbst in Wikipedia sind die Einträge zu Kopernikus, Giordano Bruno und Galilei entsprechend geändert. Auch Kepler bevorzugte Kopernikus Modell - wurde aber nie deshalb bedroht. Kopernikus Modell musste als unbewiesene Theorie gekennzeichnet werden (was sie auch war), war aber nicht verboten. Der Verbots-Mythos ist erst nachträglich im 19. Jh. entstanden. Seitdem schreibt einer vom anderen ab und steigert die Dramatik - bis zur Bedrohung der sympathischen Helden durch den Scheiterhaufen. Bertolt Brechts, Leben des Galilei, ist Literatur und keine Geschichtswissenschaft.

Ich bin kein freund des Glaubens - Jede theologische Philosophie schränkt (meiner Meinung nach) durch ihre Prämisse (angenommene Ursache = Gott) Denken und Wissen ein und behindert dadurch ursächliche Erkenntnisse. Dies gilt aber auch für falsche Mythen - und für Prämissen (angenommene Ursachen) der Wissenschaft. Jede angenommene Ursache ist eine Prämisse. Jede Prämisse bestimmt die Folgeüberlegung und schränkt dadurch das Denkbare ein.

 

Die Sonne als Zentrum war nicht die Idee von Galilei. Sein Werk erschien erst 89 Jahre nach Kopernikus Werk. Beim Prozess gegen Galilei muss beachtet werden: Dass Kopernikus Modell stimmt - wurde durch Kepler, Newton und (endgültig erst durch) Bradley bewiesen und nicht durch Galilei. Was zu der Frage führt: Warum gab es dann einen Prozess? Zur Zeit der Glaubenskriege bestand bei jedem öffentlicher Diskurs die Gefahr, dass extremistische gegnerische Kräfte diesen Diskurs für ihre radikale Sichtweise benutzten. Galilei besorgte sich deshalb - zur eigenen Sicherheit - die persönliche Zustimmung des Papstes (sein Freund und Förderer) für sein Werk. Mit den Worten: „Schreib ruhig über die Theorie von Kopernikus, letztendlich ist sowieso nicht alles ursächlich erklärbar und bleibt nur göttlich erklärbar“ - stimmte dieser zu. Galileis Ruf war: im Streitfall wird er radikal und unausgewogen. Trotz päpstlicher Auflage (und seiner Zusicherung) ein ausgewogenes Werk für den wissenschaftlichen (lateinischen) Diskurs über Kopernikus (damals kaum bekannte) Theorie zu schreiben, veröffentlichte Galilei (populistisch) in italienisch. Zur Zeit der Glaubenskriege sollte der populistische Diskurs aber vermieden werden. Es gab nur wenig Diskurs über diese Theorie. Sie galt als unbedeutende Idee und Spinnerei. Wenn aber evangelische Radikale argumentierten könnten: Die Katholiken (sind so blöd und) glauben sogar - die Erde dreht sich um die Sonne - war dies für die eigene Position kritisch. Dass der Diskurs über Kopernikus Modell, durch die Glaubenskriege, auch ein Politikum war ignorierte Galilei mit seiner Veröffentlichung in italienisch. Er ignorierte und unterschlug die bessere mathematische Beweisführung von Tycho Brahe (mit Zentrum Erde) in seinem Werk. Selbst die Argumente und den Lösungsansatz von Kepler verschwieg er – obwohl dieses Argumente für Kopernikus Theorie waren. Große Teile seiner Beweisführung sind Hinweise aber keine zwingenden Beweise. Mit zusätzlichen „Schalen“ ließen sich seine (Fernrohr) Beobachtungen auch anders interpretieren. Ein (damals) gültiges Gegenargument war: „Jeder neu entdeckte Mond oder Planet benötige eben auch eine eigene Sphäre (Raum-Schale). Es ist bekannt und wäre schon immer so, dass die bekannten Sphären dann nicht als Erklärung ausreichen. Seine Beobachtungen würden nur beweisen, dass es noch unbekannte Sphären (Dimensionen) beim bestehenden Raum-Modell geben könnte.“ Einiges war sogar falsch (z.B. Beweis durch Gezeiten) und leicht zu widerlegen. Zudem verhöhnte und verulkte er in seinem Werk jeden der nicht seiner Meinung war - obwohl er wusste, dass die meisten Astronomen und der Papst nicht seine Meinung über Kopernikus Theorie teilten. Der Papst fand seine freundschaftliche Wortwahl für die Zustimmung, „dass letztendlich sowieso nicht alles ursächlich erklärbar ist und nur göttlich erklärbar bleibt“ als Verulkung wieder. Auch die Astronomen waren nicht darüber erfreut - als schwachsinnig dargestellt zu werden. Galilei war ein berühmter genialer Denker - aber Ruhm teilen war nicht seine Stärke und dies führte oft zu Streitfällen. (z.B. beim Fernrohr hatte er versucht sich als alleiniger Erfinder darzustellen) Galilei als „Held der Wissenschaft“ ist ein nachträglicher Mythos. Selbst nach damaligen Maststäben war seine Vorgehensweise eher eine populistische Provokation als ein durchdachter, ausgewogener, wissenschaftlicher, Beitrag. Galilei war schon vor diesem Werk eine berühmte Persönlichkeit - und sein Einsatz für die (nur wenig bekannte) Theorie von Kopernikus führte dazu, dass diese populärer wurde. Den zwingenden Beweis konnte Galilei aber nicht erbringen. Wenn man alle - die anders als er darüber dachten - als einfältig kennzeichnet - und dieses dann nicht zwingend beweisen kann ….. Für den zwingenden Beweis dieser Theorie war die Arbeit von Johannes Kepler viel entscheidender. Sein Schriftwechsel mit einseitiger Information von Kepler - seine dabei unterlassene Information an „seinen Freund und Mitstreiter“ Kepler - und sein verschweigen von Keplers Lösungsansatz lässt eher vermuten, dass Galilei sich darüber sorgte nicht der Erste beim Nachweis zu sein - und deshalb überstürzt und fehlerhaft handelte. Selbst der Bitte von Kepler ihn ein Fernrohr für eine bessere Beobachtung zu senden, kam Galilei nicht nach - obwohl beide das gleiche Ziel verfolgten. Eine ausführliche Schilderung sprengt, auch bei dieser Thematik, den Rahmen. Es gibt viele einzelne Beiträge zu der Thematik. Falls jemand ein Buch, eine zusammenfassende Darstellung, der Thematik kennt - wäre ich dankbar für eine Mail.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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